autogene Vorsatzbildung

Die Autogene Vorsatzbildung – Rücknahmevorsätze

Im Bochumer Modell werden drei Arten von Vorsatzbildung unterschieden:

• Rücknahmevorsätze
• Verhaltensvorsätze
• Einstellungsvorsätze

In der Grundstufe werden die Rücknahmevorsätze eingeführt. Verhaltens- und Einstellungsvorsätze werden in der Mittel- bzw. Oberstufe behandelt.
Mit einem Rücknahmevorsatz kann man sein Befinden unmittelbar nach der AT-Übung suggestiv beeinflussen. Aufgrund des veränderten Bewusstseinszustandes (Trance) im AT können posthypnotische Aufträge in Form von eigens hierfür erdachten Formeln wirksam werden.
Dabei muss es sich nicht unbedingt um einen Wortlaut handeln. Auch Vorsätze in Form von Visualisierungen können gewählt werden.

Die Handlungsanweisung (siehe 6. Sitzung) die dem Teilnehmer das Finden eines Rücknahmevorsatzes erleichtern soll, setzt an den fünf Sinneswahrnehmungen (visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch, gustatorisch) an. Der Übende soll für seine Befindlichkeiten sensibilisiert werden. Ergänzend wird deutlich gemacht, dass es sich bei einem Rücknahmevorsatz nicht um eine wörtliche Formel handeln muss. Ein Bild ist eben so gut wie ein Wort. Man kann hier durchaus sagen, dass man sich etwas „ein-redet“ bzw. „ein-bildet“, eben suggeriert. Gerade da der Mensch ein sehr visuell veranlagtes Wesen ist, können Bilder sogar eine größere Wirkung entfalten als Worte es allein vermögen.
Neben visuellen „Formeln“ sind selbstverständlich auch andere Formen denkbar, die einen der anderen Wahrnehmungsbereiche aufgreifen (Geräusche, Geruch, Geschmack).
Eine Regel, der alle Vorsatzformen folgen sollen ist die, dass nur in positiver Weise formuliert bzw. versinnbildlicht werden soll. Zum Beispiel könnte eine Formel lauten: „Ich bin gelassen und ruhig.“, wenn es darum geht sich auf ein Vorstellungsgespräch vorzubereiten.
Rücknahmevorsätze sind für viele Bereiche denkbar und einsetzbar. Hier einige Beispiele:

• Regeneration in der Pause
• Verhalten anderen Menschen gegenüber
• Vorbereitung auf Prüfungen (Konzentrationssteigerung)
• Bewältigung anderer Stresssituationen

Der Rücknahmevorsatz wird jeweils vor dem Zurücknehmen im Anschluss an die 8. Formel der Grundstufe angefügt (bei Einführung natürlich nach der 6. Formel).
Die Vorsätze werden von jedem Teilnehmer selbständig erarbeitet und wie üblich soll die Möglichkeit des Austausches in der Gruppe gegeben werden.
Beispielhaft hier eine Liste von Vorsatzbildungen aus der Literatur. Diese soll nur als Anregung dienen und keinesfalls unreflektiert einfach übernommen werden. Eine Vorsatzformel muss individuell passen und dem Übenden in seiner jeweiligen Persönlichkeitsstruktur entsprechen.

Beispielhafte Liste von Vorsätzen

Ergänzungen zu allgemeinen Zielsetzungen des AT:
„Die Ruhe wird immer tiefer“
„Ich fühle mich ganz ruhig, behaglich und wohl.“
„Regelmäßiges Üben bringt Ruhe, Gelassenheit und Sicherheit.“
„Jedes Geräusch vertieft die Ruhe.“
„Ruhe und Gelassenheit – in allen Lebenslagen.“
„In der Ruhe liegt die Kraft.“
„Mit Ruhe und Kraft – den Weg ich schaff.“

Formelhafte Vorsatzbildung bei körperlichen Beschwerden:
„Schmerz ganz gleichgültig.“
„Schmerz zunehmend unwichtig – Ruhe wichtig.“
„Ich habe meinen Tinnitus – und es geht mir von Tag zu Tag besser.“
„Die Stirn bleibt angenehm kühl.“ (bei Kopfschmerzen)
„Schulter-Nacken-Feld angenehm warm, Kopf frei und leicht.“
„Die Nase ist angenehm warm.“
„Die Nase bleibt ruhig, trocken und kühl.“

Formelhafte Vorsatzbildung bei psychischen Problemstellungen:
„Ich schaffe es.“
„Ich mache es.“
„Ich lasse es.“
„Ich brauche nicht.“
„Ich gewinne Abstand.“
„Ich lasse zu.“

Formelhafte Vorsatzbildung bei Schlafproblemen:
„Schlaf gleichgültig, nur die Ruhe zählt.“
„Schlaf unwichtig – Ruhe wichtig – durch Gelassenheit und Abstand.“
„Ich lasse (mich) los.“
„Die Augen bleiben müde und schwer.“
„Jeder Atemzug vertieft die Ruhe.“

Formelhafte Vorsatzbildung bei Hautproblemen:
„Ich fühle mich wohl in meiner Haut, ich bin ganz gelassen.“
„Haut angenehm kühl“ (bei Juckreiz, Ekzem …)

Sonstige Formelhafte Vorsatzbildungen:
„Zigaretten unwichtig – Gelassenheit wichtig.“
„Sprechen gleichgültig – Inhalt wichtig.“
„Sicherheit und Selbstvertrauen in allen Lebenslagen.“
„Ich sehe mein Ziel unwandelbar und erreiche es sicher und klar.“
„Ruhe, Schwere und Wärme, damit ich besser lerne.“
„Füße warm und trocken.“

Indifferenzformeln:
„Nachbar gleichgültig“ (bei Dauerstreit)
„Beobachtetwerden gleichgültig.“ (bei Selbstunsicherheit)
„Alkohol (Rauchen) gleichgültig.“ (bei Sucht)

(Kraft, 2005, Hoffmann, 2006, Schultz, 2010, Lindemann, 1997)